Waldweg

"Mist." zischte ich leise und eilte ihr nach. Ich fasste sie und hielt sie zurück. "Warte , oder willst du das sie getötet wird ?" fragte ich sie fast lautlos. "ICH werde mich an sie heranschleichen und dann kann ich sie nahezu zeitgleich ausschalten, wenn sie sich zusammen befinden."

Weit kam ich nicht, denn schon hielt er mich zurück. Erst wollte ich protestieren, aber ich sah ein, dass er ausnahmsweise recht hatte. Ich hatte viel zu überstürzt gehandelt, indem ich sofort losgestürmt war. "Ich will dir helfen." murmelte ich ihm leise zu. Würde er mich lassen, oder würde er es mir verbieten und sich lieber alleine um diese dreckige Entführer-Brut kümmern? Oder andersherum, würde ich es mir überhaupt verbieten lassen?

Ich wollte es ihr eigentlich verbieten , doch an ihrem Gesichtsausdruck und auch aus Erfahrung , wusste ich das sie eh nicht auf mich hören würde. Also nickte ich ihr zu. "Gut , aber wir machen es auf meine Weise und du machst was ich dir sage ." erklärte ich ihr.

Erwartungsvoll schaute ich ihn an. Und tatsächlich, er war damit einverstanden. Schneller, als ich erwartet hatte. Wahrscheinlich gewöhnte er sich langsam an meinen Dickschädel und sah ein, dass es keinen Sinn hatte mit mir rumzudiskutieren, da ich am Ende sowieso meinen eigenen Kopf haben würde. Trotzdem hatte er Bedingungen. "Lass mich raten, deine Weise sieht so aus alle innerhalb von wenigen Sekunden brutal niederzumetzeln." War ich echt bereit dazu? Ich musste schlucken. Aber da es hier um meine Mom ging, war mir wohl jedes Mittel recht.

"So in etwa. Was dagegen ?" fragte ich sie leicht herausfordernt. Wie weit würde sie für die Rettung ihrer Mutter gehen ?

Erneut schluckte ich. War ja klar, dass seine Methoden so aussahen. Mit weit aufgerissenen Augen schaute ich ihn an. Was dachte er denn? Natürlich hatte ich was dagegen, aber da hier von meiner Mom die Rede war, musste ich wohl über meinen eigenen Schatten springen. "Ich würde ALLES tun, um meine Mom zu retten." meinte ich dann fest entschlossen. "Oder traust du mir das nicht zu?"

"Doch ich traue es dir schon zu. Du darfst nur nicht auch nur einen Moment zögern." erklärte ich ihr.

"Lügner." murmelte ich. Er traute es mir bestimmt nicht zu. Aber damit dass ich nicht zögern durfte, hatte er wohl recht. Vermutlich würde ich genau das tun, und wenn es nur für einen klitzekleinen Moment wäre. "Willst du mir jetzt beibringen und erklären, wie es funktioniert Leute abzuschlachten und was genau man dabei beachten muss?"  Darin war er ja sowieso ein echter Meister. Ich hingegen überhaupt nicht. Und ich wollte es ehrlich gesagt auch nicht lernen.

"Zu töten ist eine Kunst und so schnell wirst du diese nicht erlernen. Außer du willst alle ganz einfach ganz billig abschlachten, ich mache es lieber immer etwas dramatischer , so wie bei einem Tanz wenn du verstehst wie ich das meine." doch ich nahm mal eher nicht an , dass es der Fall war.

Meine Augen wurden erneut etwas größer. Eine Kunst? Ich glaubte nicht richtig zu hören. Doch er war eben immer noch Klaus. Da brauchte mich so eine Aussage nicht umzuhauen. "Soso, du findest also das Abschlachten von Menschen ist eine Kunst, eine Art Tanz." Ich verzog mein Gesicht. Wahrscheinlich verstand ich es total falsch. Aber wie sollte man sowas auch richtig verstehen? "Weißt du eigentlich, wie sich das anhört? Also ich bevorzuge ja eine andere Art von Tanz." Den, den ich mal einstudiert hatte für Miss Mystic Falls zum Beispiel. Doch davon war ja nicht die Rede. "Sorry, aber ich finde dass das alles andere als eine Kunst ist."

"OK, aber wir haben jetzt auch keine Zeit uns zu streiten, Caroline. Du bleibst in meiner Nähe und versuchst nicht unnötig in Gefahr zu geraten." beschwöhrend sah ich sie an.

"Ich will ja auch gar nicht streiten, Klaus. Ich wollte nur klarstellen, dass ich das Abschlachten von Menschen für eine Grausamkeit halte und nicht unbedingt für eine Art Kunst, oder dramatischen Tanz." Meine Nerven lagen so schon total blank und ich wollte mich augenblicklich nicht noch zusätzlich über unsere Meinungsverschiedenheiten aufregen. Dann teilte er mir seine Regeln mit. "Ach, ist das ein Befehl?" wollte ich wissen und schaute ihn nicht gerade begeistert an. "Ich kann nichts versprechen." fügte ich im selben Atemzug noch hinzu. "Außer du legst mich an eine Leine."

"Keine schlechte Idee , Caroline. Ich könnte dich auch dort hinten an einen baum binden . Was sagst du dazu ?" fragte ich sie.

Na super. Da hatte ich ihn ja mal wieder auf eine Idee gebracht. Eigentlich hatte ich das eher als Scherz gemeint, er hingegen schien es ziemlich ernst zu nehmen. "Sehr witzig, Klaus. Das kannst du doch nicht machen." Obwohl, er konnte so ziemlich alles und so gut wie niemand konnte ihn aufhalten. "Außerdem lasse ich mich nicht einfach mal so an einen Baum binden. Vergiss das schnell wieder, okay? Am Ende vergisst du mich noch und ich versauere dort. Also nein, schmink es dir ab!"

"Dann benimm dich und spiel nach meinen Regeln Caroline und ich sage dir das wir deine Mutter da rausholen." versicherte ich ihr.
Dann sah ich sie durchdringend an und wartete auf ihre Antwort.

Das war doch jetzt wohl nicht sein Ernst. Er wollte, dass ich mich benahm. Das war wohl eher etwas, das ich von ihm verlangen könnte. Doch wir hatten auch nicht mehr ewig Zeit. Meine Augen verankerten sich mit den seinen. "Einverstanden. Aber wenn es nicht klappt und etwas schief geht, was meiner Mom schadet, gerade weil wir uns an deine Regeln gehalten haben, werde ich dich für immer hassen." Ich hoffte dass ihm das klar war. "Ich werde dir dieses eine Mal gehorchen, auch wenn es mir nicht gefällt und es ganz sicher kein weiteres Mal vorkommen wird!"

Ich nickte ab und hoffte insgeheim , dass wirklich nichts schiefgehen würde. Ich hatte vor , alle Entführer den Kopf abzureißen und Carolines Mom heil aus der ganzen Sache herauszuholen. Eigentlich ein leichtes Unterfangen . "Dann lass uns los starten." sagte ich fast lautlos zu ihr.

Noch immer konnte ich mich nicht ganz damit anfreunden, mich ausgerechnet an die Regeln des mörderischen Oberhybriden zu halten. Da kam doch nie was gutes dabei raus. Aber Fakt war, das er mir meine Mom zurückbringen wollte und das war das allerwichtigste. Nur sollte er eben wissen, was auf dem Spiel stand, falls er und seine Regeln versagen würden. "Wie lautet der erste Schritt, Boss?" fragte ich ihn leise.

"Anschleichen und zuschlagen." antwortete ich ihr.
"Wir werden natürlich vorher nachforschen WO sich deine Mom
befindet."

"Anschleichen und zuschlagen." wiederholte ich nickend. "Ist doch eigentlich ganz einfach." Nur war mir eben immer noch nicht ganz wohl dabei wirklich richtig grausam zu sein. Ich wollte meine Mom retten, aber dabei Köpfe abzureißen, oder was auch immer Klaus noch so barbarisches im Sinn hatte, war nicht so mein Stil. "Ich bin bereit, wenn du es bist." sagte ich dann, doch man merkte mir meine Nervosität nur allzu gut an. Ich konnte sie nicht verstecken. Ich kam mir vor wie vor einer schweren Prüfung, die ich meistern musste.

Ich sah sie noch einmal genauer an. "Hey , du musst das nicht machen. Ich meine , du kannst auch einfach hier warten , bis ich mit deiner Mom zurück komme." schlug ich ihr noch mal vor.

"Doch, ich muss!" widersprach ich ihm. Ich konnte mir nicht vorstellen beziehungsweise ihm soweit vertrauen, dass ich das Leben meiner Mom ganz in seine Hände legte. Dazu war ich irgendwie nicht bereit. Außerdem würde mich die Warterei nur noch verrückter machen. "Ich komme mit." sagte ich dann fest entschlossen. "Ich meine, du kannst dich ja um die Entführer kümmern, oder sie ablenken, während ich mir meine Mom schnappe und sie auf der Stelle und schnell wie der Blitz nach Hause bringe." Oder stellte ich mir das zu einfach vor?

Sie wollte unbedingt mitkommen, ich konnte es auf eine Art auch verstehen. Sie liebte ihre Mom, etwas was ich schon seit einer Ewigkeit nicht mehr kannte. "Gut, aber wie gesagt, das Sagen habe ich und Du gehorchst mir ." sie durfte mich nicht ablenken , denn es konnte immer etwas schief gehen und die Leittragende wäre ihre Mutter.

Beinahe hätte ich mit den Augen gerollt, als er nochmal betonte, dass ich ihm zu gehorchen hatte. "Jaja, du bist das Alpha-Männchen, das die Kontrolle und das Sagen hat. Wie sollte es auch anders sein?" Das war ja echt nichts Neues mehr. "Also, bist du einverstanden? Du lenkst die Entführerbrut ab und ich schnappe mir meine Mom. Oder andersherum. Denn wie du ja sicher aus eigener Erfahrung weißt, bin ich ziemlich gut darin, andere abzulenken. Aber gut, wenn ich ehrlich bin, will ich mich in diesem Fall lieber auf meine Mom konzentrieren." Ich wollte einfach einer direkten Konfrontation mit den Entführern aus dem Weg gehen. Mich interessierte nur eines - meine Mom. Und die wollte ich so schnell wie möglich in Sicherheit bringen.

"Gut , versuche DU deine Mom da raus zu holen. Doch wenn du dabei auch nur die geringsten Schwierigkeiten hast , dann verschwindest du dort und ICH werde sie herausholen. " bläute ich ihr ein. "Ich werde mich um die Ablenkung kümmern." leise schlichen wir dann weiter.