das Zimmer von Klaus

Ich lächelte zurück und strich ihr sanft mit einer Hand über die Wange.
"Dann schlaf etwas Cara und träume was schönes." sagte ich leise zu ihr und
zog meine Hand wieder zurück. Dann stand ich auf und ging zu meinem Schreibtisch zurück um mich wieder meiner Post zu widmen.

In der Sekunde, in der er mit seiner Hand meine Wange berührte, schloss ich die Augen. Ich war wirklich total erschöpft. Vielleicht wäre es besser, wenn ich nach Hause gegangen wäre, um zu schlafen. Doch ausruhen konnte ich mich genau so gut auch hier. Hier bei ihm fühlte ich mich irgendwie sicherer. Und es dauerte auch nicht lange, bis ich in die Welt meiner Träume hinüber glitt.

Ich hatte noch nicht einen Brief geöffnet , da wusste ich das sie eingeschlafen war. Ich schaute zu ihr hinüber und lächelte bei ihrem Anblick. Sie aus wie ein Engel, dabei war sie doch ein kleiner Teufel. Doch ich liebte sie , so wie ich noch NIEMANDEN geliebt hatte. Bevor ich sie kennen lernte war mir nicht klar was Liebe bedeutete.

Nun hatte ich die Welt meiner Träume betreten. Ich schlief so tief und fest, dass ich rein gar nichts mehr um mich herum mitbekam. In meinem Traum war ich glücklich. Ich wusste zwar nicht genau was ich träumte, oder weshalb ich mich so glücklich fühlte, aber ich war einfach rundum zufrieden. Auf meinen Lippen erschien ein Lächeln, während ich seelenruhig weiterschlief.

Sie lächelte ebenfalls , sie musste etwas schönes Träumen. Dies war ein seltener Moment in dem ich mich wohl und glücklich fühlte. Ich hatte das Gefühl das es auch für eine Mißgeburt ,wie ich es halt eben war , ein kleines Stück vom Paradies geben könnte. Nur leider wurden diese raren Augenblicke immer sehr schnell wieder von der Realität eingeholt und zermalmt.

So gut wie augenblicklich hatte ich schon lange nicht mehr geschlafen. Und ich konnte mich auch nicht daran erinnern, wann ich das letzte Mal so einen schönen Traum gehabt hatte. Doch anscheinend hatte ich mich leider zu früh gefreut, denn plötzlich veränderte sich mein gesamtes Traumbild. Alles Glück schien verloren zu sein. Ich lief eine dunkle Straße entlang und vernahm von Weitem deutliche entsetzliche Schreie, die mir eine regelrechte Gänsehaut verpassten. Am Ende der finsteren Straße kam ich plötzlich zum Stehen und das Bild, das sich mir dann bot, zog mir beinahe den Boden unter den Füßen weg. Überall lagen blutüberströmte Leichen mit herausgerissenen Herzen oder abgetrennten Köpfen. Unter ihnen waren meine Freunde, meine Mum und auch Tyler. Und der, der voller Triumph über diesen Leichen stand, war kein anderer, als Klaus selbst. Mit einem fiesen Grinsen kam er im Traum auf mich zu. Ich wäre wohl die Nächste, die Opfer seiner grausamen Taten werden würde. Mein Schlaf wurde nun ziemlich unruhig und ich wälzte mich im Bett hin und her. "Nein!" murmelte ich laut vor mich hin und wachte dabei aber noch nicht auf.

Alarmiert stand ich auf und trat zum Bett. Caroline schien ein einem Alptraum gefangen zu sein und ich konnte die Angst und den Schrecken auf ihren Zügen erkennen. Vorsichtig setzte ich mich neben sie und legte meine Hand an ihre Wange . Dann stieg ich in ihren Kopf und schenkte ihr einen weiteren schönen Traum , voller Glück und Zufriedenheit. Erst wollte ich mich selbst mit hinein bauen , doch ließ ich es lieber . Ich wollte nicht , dass sie mir später Manipulation vorwerfen konnte.

Dieser schreckliche Traum wirkte so real, so wirklich, als ob es gerade tatsächlich geschehen würde. Daran dass ich bloß träumte, dachte ich nicht. Der Klaus in meiner Traumwelt kam mir immer näher und ich wollte nur mehr weglaufen. Ich rannte so schnell ich konnte, so als ob der Teufel höchstpersönlich hinter mir her wäre. Alles war dunkel. Ich lief weiter, während er mich verfolgte. Doch plötzlich hatte es ein Ende. Ich beruhigte mich wieder und der gesamte Traum veränderte sich erneut. Wo vorher noch Dunkelheit und Angst gewesen war, herrschte nun erneut ein Gefühl der vollkommenen Glückseligkeit. Ich lag nun wieder ganz ruhig im Bett, ohne zu schreien oder mich umher zu wälzen. Es dauerte zwar noch etwas, aber letzten Endes erschien wieder ein Lächeln auf meinen Lippen und ohne dass ich es bemerkte, griff ich mit meiner Hand nach der von Klaus, die an meiner Wange gelegen war, und drückte diese fest.

ich war froh , als sie sich endlich wieder beruhigte und als sie meine Hand drückte legte sich ein glückliches Lächeln über mein Gesicht. Ich blieb bei ihr sitzen , denn ich befürchtete das wenn ich nicht bei ihr wäre , dass sie dann wieder in schlechte Träume zurück fallen könnte.
Gemütlich streckte ich mich neben ihr aus und bewachte ihren Schlaf.

Nun da meine bösen Träume sich gänzlich in Luft aufgelöst hatten, konnte ich endlich wieder tief und fest weiterschlafen. Ich wusste nicht, wie lange ich noch schlief, doch nach einiger Zeit kam ich langsam wieder etwas zu mir. Ich schlug meine Augen auf, blinzelte und bemerkte, dass Klaus bei mir war. "Hey." meinte ich mit leiser Stimme und wirkte noch immer ziemlich verschlafen. Der Albtraum, den ich vorhin von ihm gehabt hatte, kam mir tief in meinem Unterbewusstsein wieder in den Sinn, doch ich versuchte es zu ignorieren.

"Hey Cara ." sagte ich leise und schenkte ihr ein warmes Lächeln.
"Wie geht es dir ?" fragte ich sie etwas besorgt , da ich ihren Alptraum nicht aus dem Kopf bekam. Ich wusste zwar nicht WAS sie so erschreckt hatte, aber irgendwie hatte ich das schlechte Gefühl das es etwas mit mir zu tun hatte.

Ein wenig verwirrt blickte ich ihn nun an. Wieso erkundigte er sich nach meinem Befinden? "Mir geht es gut, wieso fragst du?" wollte ich wissen und musterte ihn weiter. Er schien sich ja schon beinahe Sorgen zu machen. Und plötzlich, ohne das ich es wollte, kamen diese Bilder von meinem Albtraum wieder zum Vorschein. Diese Bilder von meinen abgeschlachteten Freunden und von Klaus, der von oben bis unten mit Blut befleckt war. Die Angst und der Schock deswegen stand mir erneut ins Gesicht geschrieben, doch ich wollte mir nichts anmerken lassen. Es war doch nur ein Traum gewesen. Oder würde sowas wirklich in naher Zukunft passieren? Ich schaute nun von Klaus weg und vermied jeglichen weiteren Blickkontakt zu ihm.

Ich wusste genau , dass etwas nicht stimmte und nicht nur durch ihren beinahe panischen Geischtsausdruck. Auch ihr Herzschlag beschleunigte ich. "Sag mir Cara , was ist los ?" verlangte ich zu wissen und legte sanft eine Hand an ihre Wange um ihr Gesicht zu mir zu drehen , damit ich sie anschauen konnte.

Ich wollte ihn nicht mehr ansehen und diese Bilder meines bösen Traumes wollte ich einfach nur mehr loswerden. Doch ich konnte sie leider nicht abschütteln. Und es gelang mir auch nicht lange, Klaus nicht anzusehen, da er schon dafür sorgte, dass ich ihm direkt ins Gesicht blicken musste. Und das sorgte keineswegs dafür, dass ich mich besser fühlte oder dass ich weniger panisch war. "Es ist nichts." log ich mit leicht zittriger Stimme und wandte meinen Blick dann erneut von ihm ab. Ich richtete mich weiter auf und setzte mich auf die Bettkante. Ob er mir das abkaufte?

Ich erhob mich mir einer einzigen geschmeidigen Bewegung und stand nun vor dem Bett.
Ich war wütend und besorgt , aufgeregt und wusste nicht wie ich damit vor ihr umgehen sollte.
Ich rang die Hände und sah auf sie herab.
"Verdammt Caroline , wie oft soll ich dir noch sagen , das ich eh merke wenn du lügst. WARUM lügst du mich gerade an. Es ist verdammt noch mal NICHT alles in Ordnung und du willst mir nicht sagen , warum ." meine Stimme klang missmutig und gereizt.

So langsam schien er wohl wütend zu werden. Aber was hatte ich auch anderes erwartet? War ja klar, dass ihm das nicht gefallen würde, wenn ich ihm nicht die Wahrheit erzählte. Doch wieso konnte er nicht einfach akzeptieren, dass es mir unangenehm war darüber zu sprechen? Dieser eine Traum hatte mich ziemlich aus der Bahn geworfen und das nicht nur, weil er so schrecklich gewesen war, sondern hauptsächlich deswegen, weil ich wusste, dass genau so etwas irgendwann in der Zukunft eintreffen könnte. Wieder wollte ich ihn nicht ansehen, auch nicht als er vor mir stand. Eine Weile lang schwieg ich, bis ich letztendlich doch den Mund aufmachte "Was würde es schon bringen, wenn ich es dir erzähle? Und jetzt sei nicht gleich so eingeschnappt, bloß weil du einmal nicht alles weißt!" erwiderte ich ziemlich frech und blickte ihm nun direkt in die Augen. Würde er nun locker lassen oder weiter auf diesem Thema rumreiten?

"Es hat etwas mit MIR zu tun , das sehe ich dir doch an der Nasenspitze an Caroline." ich raufte mir durch die Haare. Sie konnte einfach nicht begreifen , das ich mir so unglaubliche Sorgen darum machte sie verlieren zu können . DAS machte mir Angst und ich hasste es Angst zu haben . Nichts konnte mir etwas anhaben , ich war das mächtigste Wesen auf diesem Planeten und dieses kleine Mädchen hielt mein Herz in der Hand und schien es nicht mal zu wissen .

Sollte ich weiterhin versuchen alles zu leugnen? Sollte ich einfach irgendeine Geschichte erfinden, die ich ihm dann auftischen würde? Nein, das konnte ich nicht. Wie er schon gesagt hatte, er bemerkte es sofort, wenn ich irgendwelche Lügenmärchen erzählte. "Schön, dann hat es eben etwas mit dir zu tun. Und? War es das, was du hören wolltest?" fragte ich gereizt. Wieso hatte ich nicht einfach meine Klappe gehalten? Ich stand nun auf, ging an ihm vorbei und stellte mich ans Fenster. Seufzend blickte ich hinaus und versuchte all diese schrecklichen Traumbilder nun zu verbannen, was mir nicht gelingen wollte. Wie konnte ein einziger Traum mich nur so sehr durcheinander bringen und so sehr aus der Bahn werfen?

Ich hatte es ja gewusst . Immer war ICH schuld , warum sollte es hier und mit ihr auch anders sein ?
Mit hängenden Schultern sah ich zu ihr hinüber , wie sie dort am Fenster stand und hinaus blickte.
Sollte ich zu ihr gehen und versuchen mit ihr zu reden ?
Oder würde es kein guter Zeitpunkt sein und alles nur noch schlimmer machen ?
Ich war hin und her gerissen und wusste nicht mehr ein noch aus.
Das war für mich eine völlig neue Erkenntnis.
Sie stellte mich immer vor neue Gefühle , mit denen ich dann erst einmal fertig werden musste.
"Soll ich dich allein lassen , damit du erst einmal runter kommst ?" fragte ich sie leise.

Weiterhin blickte ich aus dem Fenster und versuchte ihn zu ignorieren. Doch das gelang mir nicht wirklich. Ich drehte mich wieder zu ihm und ging nach einigen Sekunden mit schnellen Schritten auf ihn zu und blieb vor ihm stehen. "Runterkommen?!" Ich sah ihn böse an. "Ich muss überhaupt nicht runterkommen, damit das klar ist!" fuhr ich ihn an. Auch wenn es vielleicht besser wäre eine Weile allein zu sein, wollte ich irgendwie nicht, dass er ging. Er sollte hier bleiben, immerhin war seine Laune gerade bestimmt auch nicht besonders gut und wer wusste schon, was er noch anstellen würde, wenn ich ihn nun gehen lassen würde.

Ich hob beide Hände, als Zeichen der Kapitulation.
"Ist ja gut , wenn du das sagst ." erklärte ich in einem
ruhigen Tonfall. Innerlich war ich nicht so ruhig , denn
in mir brodelte es . Sie verheimlichte mir etwas , das was
sie da gerade geträumt hatte , hatte mit mir zu tun und es
muss nicht gerade schmeichelhaft für mich gewesen sein.
Diese Sache trieb uns gerade auseinander und sie wollte es mir
nicht sagen. "Aber gut, ich werde mich setzen und dich nicht weiter
behelligen." dann setzte ich mich wieder an den Schreibtisch, wobei
ich sie aber nicht aus den Augen ließ.

Na endlich schien er locker zu lassen und aufzugeben. Er musste einfach akzeptieren, dass ich es ihm nicht sagen wollte. Es war besser, wenn er manche Dinge nicht wusste, auch wenn ihm das nicht sonderlich gefiel. Mit meinen Augen folgte ich ihm kurz, als er sich am Schreibtisch niederließ, bevor ich wieder irgendwo anders hinblickte. Gerade wollte ich nicht zu ihm schauen, denn irgendwie hatte ich das Gefühl, das ich sonst wohl doch bald mit der Sprache rausrücken und einfach vor mich hinplappern würde. Und genau das durfte nicht passieren. Er sollte von diesem Traum nichts wissen. Nun stand ich da und bewegte mich kein bisschen, beinahe so als ob ich erstarrt wäre. Es verging einige Zeit. Vielleicht wäre es besser, wenn ich gehen würde, obwohl ich das nicht unbedingt wollte. "Ich werde wohl dann besser mal verschwinden." flüsterte ich schließlich in seine Richtung, wobei ich nun doch wieder zu ihm blickte. Oder sollte ich bleiben und ihm einfach das erzählen, was mir auf der Seele brannte? Was wäre denn so schlimm daran die Wahrheit zu sagen?

"Ach ist es so schlimm,wirklich ?" fragte ich sie.
Nun machte ich mir wirklich Sorgen , was konnte denn dermaßen
schlimm sein ,dass sie sich so zierte.
Besorgt musterte ich sie wie sie mitten im Zimmer stand.
Beinahe wäre mir das Herz stehen geblieben, als sie meinte doch
wohl besser zu gehen.
"Weißt du Caraich weiß nicht warum du mich immer damit treffen willst
indem du mir drohst mich zu verlassen ?" traurig senkte ich den Blick.
Glück und Leid , lagen immer so dicht beieinander und selbst ICH musste
zugeben das ich mich in diesem Augenblick zu Tode fürchtete .

Schlimm? Ja, es war schlimm. Zumindest für mich. Für ihn war so etwas - ein paar Leute abzuschlachten - wohl alltäglich. Auch wenn es nur in meinem Traum gewesen war, wusste ich, dass er dazu fähig wäre und es sehr bald auch Realität werden könnte. Und genau das würde ich nicht ertragen, wenn ich die Leichen meiner Freunde und meiner Mum vorfinden würde. "Verlassen? Wer hat etwas von verlassen gesagt?" fragte ich. Ich würde ihn gar nicht mehr verlassen können. Für mich war er immer noch der Mann, den ich wollte. Er löste Gefühle in mir aus, die ich noch niemals gefühlt hatte, nicht mal bei Tyler. Ich kam nicht mehr von ihm los. "Aber es wird wohl noch erlaubt sein, dass ich mal das Haus verlasse, oder brauche ich dafür eine Erlaubnis?!" fügte ich noch etwas schnippischer hinzu, bevor ich mir eine Haarsträhne zurück strich und tief durchatmete. Sollte ich jetzt mit der Wahrheit rausrücken? Ich war immer noch etwas unentschlossen. Langsam erlöste ich mich aus meiner Starre und ging zu ihm. "Du willst also wissen, was in meinem Traum vorgefallen ist? Bist du dir wirklich sicher?" fragte ich ihn und sah ihn mehr als nur ernst an.

"Sicher bin ich mir sicher ." beantwortete ich ihre Frage. Schließlich war sie durch diesen Traum in der derzeitigen Verfassung und ich wollte wissen WAS das verursacht hatte.
"Komm erzähl es mir . Vielleicht kann ich dir ja helfen ?" stellte ich ihr in Aussicht .
Sie konnte ja nicht wissen , oder auch nur erahnen wie sichtig sie mir geworden war und
das ich so gut wie alles für sie tun würde.