Sitzecke

Na toll. Wieder machte er mir ein ziemlich schlechtes Gewissen. Er war meinetwegen so schnell wie möglich zurückgekommen, er hatte  das Erzeugerband gebrochen, damit wir endlich wieder glücklich sein konnten. Und was machte ich? Ich hatte nichts besseres zu tun, als mich auf den Mann einzulassen, der dafür verantwortlich war, dass Tyler überhaupt erst gehen musste.  Die Kellnerin nahm Tyler's Bestellung auf und verschwand dann. "Ich hoffe, dass du mich ein paar Pommes probieren lässt." meinte ich mit einem leichten Lächeln.

"Du darfst sogar mal von meinem Burger beißen , wenn du möchtest ." versprach ich ihr und sah der Kellnerin nach, von der ich hoffte das sie schnell mit meinem Essen zurückkommen würde.
"Aber sag warum nimmst du nicht auch ein Menü ? Ich lade dich auch gerne ein." schlug ich vor.

"Das ist zwar wirklich süß von dir, aber ich denke mehr als ein paar Pommes bekomme ich gerade nicht runter." erwiderte ich lächelnd und versuchte dabei meine Schuldgefühle loszuwerden. Dann kam auch schon die Kellnerin wieder und servierte Tyler sein Essen. Sie wünschte ihm einen guten Appetit und verschwand dann wieder. "Lass es dir schmecken."

"Danke ." sagte ich zu dem Mädchen die mir den Teller brachte.
"Komm ich teile mit dir ." bot ich Caroline an und schob den Teller mit den Pommes in die Mitte des Tisches.

Nachdem er den Teller in die Mitte gestellt hatte, griff ich etwas zögerlich nach einer Pommes, die ich mir dann in den Mund schob. Dann nahm ich mir auch noch eine zweite. "Der Rest gehört dir." Mehr bekam ich augenblicklich irgendwie nicht runter. Schnell nahm ich mein Handy zur Hand, um nachzusehen, ob ich irgendeine Nachricht bekommen hatte. Dann legte ich das Handy auf den Tisch und blickte mich noch ein weiteres Mal im Grill um, ehe ich einen großen Schluck von meinem Cappuccino nahm.

"Du kannst ja sagen , wenn du noch etwas möchtest ." meinte ich und nahm den Teller wieder zu mir hinüber. Dann spießte ich einige Pommes auf meine Gabel und schob sie mir in den Mund. Dann biss ich in den Burger und kaute genüßlich darauf herum.

"Keine Sorge, falls ich doch etwas will, werde ich schreien. Darauf kannst du dich verlassen." versicherte ich ihm mit einem Grinsen. Aber ich wollte ihm nichts wegessen. Er hatte anscheinend einen ziemlich großen Hunger. Ich hingegen würde keinen einzigen Bissen mehr hinunter bekommen. Diese zwei Pommes hatten mir vollkommen gereicht.

"Ja ich kann mich noch sehr gut erinnern , wie stark deine Stimmbänder ausgeprägt sind." ich konnte mir ein fettes Grinsen nicht verkneifen. Caroline hätte den Spitznamen Scream Queen rechtlich verdient.

"Tja, manchmal muss das einfach sein, daran führt oft kein Weg vorbei." erwiderte ich und grinste weiterhin. Dann sah ich ihm weiterhin beim Essen zu. "Würde es dich stören, wenn ich mir kurz das Näschen pudern gehe?"

"Nein natürlich nicht, geh nur ." erwiderte ich und sah ihr dann nach. Nebenbei aß ich die restlichen Pommes , die sich noch auf dem Teller befanden.

"Ich beeil mich, also nicht weglaufen." murmelte ich ihm noch mit einem Grinsen zu, ehe ich aufstand und mich auf den Weg zur Damentoilette machte. Dort stellte ich mich vor den Spiegel und atmete erst mal tief durch, bevor ich mein Handy zur Hand nahm. Sollte ich Klaus eine SMS schicken? Einerseits fand ich, dass er warten konnte, aber andererseits wollte ich mich bei ihm melden. Ich tippte eine Nachricht ein, doch löschte ich sie wieder, bevor ich sie absenden konnte. Unentschlossen blieb ich mit dem Handy in meiner Hand vor dem Spiegel stehen. Wieder machten sich diese lästigen Schuldgefühle bemerkbar, die mich wohl für immer und ewig quälen würden.

Tbc: die Toiletten

Ich sah ihr nach bis sie in der Damentoilette verschwunden war. Dieses Geständnis das sie jetzt mit Klaus zusammen war , hatte mich schwerer getroffen als ich sie merken lassen wollte. Ich gab mir nach wie vor die Hauptschuld daran , denn schließlich hatte ich von seinen Gefühlen ihr gegenüber gewusst und sie allein hier zurückgelassen. Wie konnte es da nicht meine Schuld sein das es so gekommen war.
Ich kannte Klaus, er konnte auch anders sein. Nett, charmant, sogar liebevoll, gerade zu Frauen und insbesondere zu Caroline.

Aufseufzend ließ ich meinen Kopf in meine Hände sinken und bedauerte mich selbst.

Sie brauchte aber lange in der Toilette. War sie eventuell heimlich gegangen , ohne mir bescheid zu sagen ? Ich wollte das nicht glauben , aber es konnte möglich sein. Ich hob den Kopf und beobachtete jetzt die Tür zur Damentoilette.

Cf: die Toiletten


Für einen kurzen Augenblick versuchte ich Klaus aus meinen Gedanken zu verbannen. Doch so recht wollte mir das leider nicht gelingen. Denn die Frage, ob ich ihm nicht doch auf seine SMS antworten sollte, ließ mich nicht mehr los. Weiterhin lächelnd schritt ich letztendlich auf Tyler zu und setzte mich wieder zu ihm. "Tut mir leid, es hat etwas länger gedauert. Aber so schnell geht das mit dem Make-up leider nicht."

Sie kam doch wieder an unseren Tisch zurück und ich lächelte sie an.
"Das Make Up , sicher da kann ich ein Lied von singen." ich grinste sie breit an.
"Was machen wir jetzt ?"

Etwas nervös spielte ich mit meinem Handy rum, nachdem ich dieses wieder aus der Handtasche geholt hatte. Immer noch fragte ich mich, ob es nicht besser wäre, wenn ich Klaus eine Nachricht schicken würde. Währenddessen ließ ich Tyler aber keine Sekunde aus den Augen. "Hmm, ich weiß nicht. Worauf hättest du denn am meisten Lust?"

Oh Gott ,DIESE Frage konnte ich auf keinen Fall ehrlich beantworten , also log ich natürlich.
"ich habe es vermisst mir ganz in Ruhe einen Film anzusehen. Dort wo ich gewesen bin , gab es keine Kinos oder gar Fernseher." erklärte ich ihr.

"Wenn du willst, können wir ja ins Kino." schlug ich ihm dann voller Entschlossenheit vor. Doch dann kam mir Klaus wieder in den Sinn und je länger ich mit meinem Handy rumspielte, desto weniger konnte ich mich entscheiden, ob ich mich nun bei ihm melden sollte, oder nicht. Verdammt! Wieso musste alles nur so kompliziert sein? Ich wollte bei Tyler bleiben, aber andererseits verspürte ich auch den Wunsch zurück zu Klaus zu gehen. Was er wohl gerade machte?

Ich sah sie fragend an. "Echt ? Ist das jetzt dein Ernst ?" wollte ich wissen. Aber ich freute mich das sie mir diesen Vorschlag machte. "Weisst du zufällig was gerade aktuell gezeigt wird ?" ich war nicht Up To Date in diesen Dingen.

Er schien regelrecht verwundert über meinen Vorschlag zu sein. "Ja, es ist mein voller Ernst." erwiderte ich. "Aber ich würde auch verstehen können, wenn du das erst mal sein lassen willst und noch etwas Zeit brauchst." Aber andererseits war es ja nur ein Kinobesuch, nichts weiter. "Kommt darauf an, worauf du Lust hast. Ein wenig Action? Romantik? Drama? Oder doch eine Komödie? Obwohl, zurzeit läuft irgendwie nur Schrott. Aber ich bin mir sicher, dass wir etwas finden werden. Und wenn nicht können wir uns ja immer noch bei dir oder bei mir eine DVD reinziehen." Und Klaus würde ich dann wohl einfach sagen müssen, dass ich noch ein wenig länger brauchte, auch wenn ich jetzt schon wusste, dass ihm das absolut nicht gefallen würde und dass es mir auch nicht leicht fallen würde, ihn wieder auf später zu vertrösten.

"Bei dir oder mir?" fragte ich sie. "Damit ist Klaus bestimmt nicht einverstanden." ermahnte ich sie. "Ich könnte mir vorstellen das er mir erst den Kopf abreißt und dann Fragen stellt."

"Er muss es ja nicht erfahren und um Erlaubnis werde ich ihn garantiert nicht bitten." Aber wenn ich genauer darüber nachdachte, dann hatte Tyler recht. Auch wenn ich Klaus nichts davon erzählen würde, würde er es irgendwann und irgendwie herausfinden. Ihm blieb ja bekanntlich nichts verschlossen. Und wie er darauf reagieren würde, wollte ich mir lieber nicht vorstellen.

Auf einer Seite wollte ich diesen Tag mit ihr verbringen und ich hatte wirklich eine riesen Lust mit ihr einen Film anzusehen. Auch wenn es NUR als reine Freunde wäre. Aber sollte ich wissentlich das Risiko eingehen Klaus dadurch einen Grund geben sie zu bestrafen und mich zu töten ? Ich sah sie mit einem fragenden Blick an.
"Caroline , du spielst da ein ganz schön gefährliches Spiel." warnte ich sie.

"Ich weiß, aber hey, was ist schon dabei, wenn zwei Freunde sich zusammen einen Film ansehen? Das ist doch vollkommen normal." Gut, dass Tyler für mich mehr war, als nur ein einfacher Freund wusste jeder, darunter auch Klaus. Und wenn das wirklich herauskommen würde, würde das bestimmt nicht lustig für Ty und mich werden. Was mit mir war, kümmerte mich da fürs Erste nicht weiter. Doch ich wollte keinesfalls, dass das irgendwelche Konsequenzen für Tyler haben würde. Ich wollte nicht, dass ihm deswegen etwas passierte.