das Zimmer von Klaus

Ich schluckte hart und versuchte meine Augen einigermaßen trocken zu halten. "Du hast es in der Hand , ich weiß es genau . Denn gerade jetzt zerquetscht du es .Es tut weh Caroline , kannst du dir das nicht vorstellen ?" fragte ich sie leise.

Dass ich sein angeblich doch vorhandenes Herz gerade zerquetschte, sollte mir eigentlich vollkommen egal sein. Doch tief in meinem Inneren fühlte ich mich mies deswegen. Dennoch versuchte ich hart zu bleiben. Ich musste kalt sein. Sowie früher, als er wegen eines bescheuerten Rituals in unsere Stadt gekommen war und unser aller Leben durcheinander gebracht und in eine wahre Hölle verwandelt hatte. "Ich frage mich, wie jemandem etwas wehtun kann, der gar nicht fähig dazu ist irgendetwas zu empfinden. Und selbst wenn es so wäre, hast du nichts anderes verdient, als zu leiden, für all das, was du schon getan hast. Für all das, was du meinen Freunden und auch mir angetan hast."

Verwirrt wegen meiner Gefühle senkte ich meinen Blick und eine meiner Hände legte sich an meine Brust , genau über meinem Herzen. " Das ist nicht fair Caroline. Du weißt das ich das damals machen musste. Ich hatte doch gar keine andere Wahl . Ich konnte mit diesem verdammten Fluch nicht mehr länger leben." versuchte ich mich zu rechtfertigen.

"Oh wow, du konntest nicht mehr damit leben und deshalb müssen andere darunter leiden und Opferlämmchen bei deinem blöden Ritual spielen?" Auch ich wäre beinahe Opfer davon geworden. Seine lächerlichen Rechtfertigungen konnte er sich also sonst wo hinschieben. "Immer wenn du irgendetwas machen musst, oder etwas willst, sterben andere! Auch nach der Brechung deines Fluchs hast du froh und munter weitergemacht. Was du Stefan, oder auch Tyler angetan hast, obwohl du genau wusstest, dass ich ihn liebe, ist unverzeihlich! Und ich blöde Idiotin lasse mich auch noch auf so einen wie dich ein. Gott, ich bin so dämlich!" Ich drehte ihm den Rücken zu und musste erstmal tief durchatmen.

Sie hatte mit allem was sie sagte recht , das war mir bewusst . Aber dennoch hatte ich schon die ganze Zeit über Gefühle für sie. Ich war nicht so abgebrüht wie sie dachte. Ich war gemein, gewaltätig und ich hatte schon unzählige Menschen , Vampire , Hexen und Werwölfe getötet. Aber auch wenn ich tötete dann fühlte ich jedesmal etwas und es war nicht IMMER der Triumph des Sieges.

War ich nun zu gemein zu ihm gewesen? Nein, definitiv nicht! Er hatte sich alles genau so verdient, wie ich es gesagt hatte. Es war nur die Wahrheit und die konnte er nicht leugnen. Sein Schweigen sprach Bände. Er wusste, dass ich recht hatte. Langsam drehte ich mich wieder zu ihm, nachdem ich einige Male tief durchgeatmet hatte. "Vielleicht verstehst du jetzt etwas besser, weshalb ich nicht mit dir zusammen sein kann und weshalb es besser wäre, wenn sich unsere Wege trennen würden." flüsterte ich. Ich stand sehr nahe vor ihm und mein Atem streifte sein Gesicht.

Ich konnte die Tränen die sich in meinen Augen sammelten nicht mehr aufhalten und ich wollte es auch nicht. Es war mir egal wenn sie mich so sehen würde. Es spielte keine Rolle , denn sie zerstörte gerade den letzten Rest meines kümmerlichen Herzens.

Das Ganze schien ihn echt getroffen zu haben. Seine Tränen entgingen mir nicht, doch darauf durfte ich keine Rücksicht nehmen, auch wenn ein verletzter Klaus kein gutes Zeichen war. Ich senkte meinen Blick. Für mich war für den Moment alles gesagt. Dennoch machte ich ebenfalls nicht gerade das glücklichste Gesicht, als ich mich von ihm abwandte und auf das kleine Sofa zusteuerte, welches er vorhin in Anspruch genommen hatte. Sollte er doch sein Bett haben, ich wollte es garantiert nicht mehr.

Sie ging zum Sofa und ich ließ mich einfach zu Boden sinken. Ich hatte keine Lust mich allein in mein Bett zu legen. Ich fühlte mich leer und verbraucht , eventuell das erste mal meinem wahren Alter entsprechend.

Ganz so bequem war dieses kleine Sofa wirklich nicht. Aber es musste reichen. Ins Bett wollte ich nicht, gehen durfte ich nicht, also blieb es beim Sofa. Meine Augen wanderten zu ihm. Beinahe kam er einem wie ein Häufchen Elend vor und nicht wie der gefürchtete, monströse Hybridenkönig, den er sonst verkörperte. Nach einer Weile nahm ich mein Handy zur Hand und spielte etwas damit herum, um nicht dauernd zu ihm schauen zu müssen.

Ich bekam nicht mit was sie da gerade tat. Ich war ganz ich mich selbst versunken und obwohl meine Augen geöffnet waren , sah ich ins leere. Nur Sie hatte diese Macht über mich , nur SIE konnte mich dermaßen verletzen das ich außer Gefecht gesetzt war , ohne das man mich wirklich berühren musste.

Auch wenn ich mich mit meinem Handy ablenken wollte, klappte es nicht so ganz. Ich musste doch hin und wieder zu ihm schauen. Er saß immer noch an derselben Position und wirkte ziemlich weggetreten, abwesend und eben ganz in seiner eigenen Welt lebend. Beinahe hätte ich etwas gesagt, doch konnte jegliche Worte gerade noch so herunterschlucken. Stattdessen ging ich nun meine Kontaktliste am Handy durch. Beim Namen einer ganz bestimmten Person blieben meine Augen hängen - Tyler. Ob soweit alles gut bei ihm war? Bei ihm und den anderen?

Mein ganzes Leben lief gerade vor meinen Augen ab und ich erlebte die Schrecken meiner Kindheit alle noch einmal. Mikael der mich mit seinem Hass trangsalierte und meine Mutter der ich dann später egal wurde. Hin und wieder nuschelte ich einige Worte vor mich hin , doch ich tat alles völlig ohne es selbst zu wissen.

Während ich über meine Freunde und Tyler nachdachte und schon dabei war eine SMS an ihn zu schreiben, hörte ich Klaus' Stimme. Er murmelte irgendetwas vor sich hin. Etwas, das man kaum verstand und dass er nur so daher nuschelte. Wieder schaute ich zu ihm. Er saß  immer noch wie ein Häufchen Elend da und schien nach wie vor woanders zu leben. Überall, nur nicht im Hier und Jetzt. Schnell schrieb ich die SMS zu Ende und schickte sie ab. Dann konnte ich nicht anders, als mich zu erheben und auf Klaus zuzugehen. Ich kniete mich vor ihm hin. "Klaus?" fragte ich vorsichtig und versuchte dabei Kontakt mit seinen Augen aufzunehmen, die gerade komplett leer wirkten.

Das Caroline vor mir kniete und mich ansprach bemerkte ich nicht . Stattdessen sah ich meinen Vater , der mich an einen Baum fesselte und mit einer Peitsche bearbeitete, dabei schrie er mir Beleidigungen entgegen. Lange Spuren von Tränen liefen über meine Wangen und ich war fest in meinem Schrecken gefangen.
Durch Carolines Zurückweisung , war alles wieder präsent geworden. Alles was ich ansonsten immer verdrängte.

Klaus schien mich nicht zu bemerken. Er war einfach total abwesend und ganz woanders. "Hallo? Erde an Klaus!" versuchte ich es nochmal. Doch keine Reaktion. Nur Tränen über Tränen, die in Bächen über seine Wangen flossen. Ich schluckte. War das meine Schuld? Langsam streckte ich meine Hand aus und versuchte seine Tränen wegzuwischen. Dann umarmte ich ihn einfach und drückte ihn fest an mich. In diesem Moment konnte ich nicht anders handeln. Egal, wie sauer ich auch auf ihn war, ich konnte nicht anders.

Ich tat ja immer so als wenn es mir nichts ausmachen würde das alle Welt mich einen Bastard nannte. Doch das stimmte natürlich nicht . Jedesmal wenn jemand diesen Umstand meiner Herkunft erwähnte , gab es mir einen schmerzhaften Stich in die Brust. Ich hasste es ein Bastard zu sein , ich gehörte somit nirgendwo richtig hin . Niemand hatte mich je wirklich gewollt , nicht als Sohn und auch nicht als Bruder. Außer Rebekah und Elijah , aber auch die hatten ihre Momente in denen sie mich los werden wollten. Jetzt auch noch Caroline , irgendwann war es auch für mich mal zu viel und ich konnte all das nicht mehr verarbeiten.
Es dauerte eine ganze Weile bis ich ihre Umamrnung bemerkte. Ich begann zu Schluchzen und legte fest beide Arme um sie, während ich weinte. Mir war egal das sie mich jetzt für ein Weiche halten würde.

Wahrscheinlich hätte ich ihn loslassen und mich nicht weiter mit ihm beschäftigen sollen. Doch dazu war ich gerade nicht fähig. Erst nach einer Weile reagierte er auf meine Umarmung und wir hielten uns beide gegenseitig so sehr fest, als ob wir das Rettungsboot des jeweilig anderem wären. Einem normalen Menschen wären wohl bereits einige Knochen gebrochen. "Ist ja gut, ich bin da." flüsterte ich. Er weinte. Niklaus Mikaelson weinte. Und es fand kein Ende. Er präsentierte mir all seine doch vorhandenen Gefühle, die im Augenblick von nichts als Schmerz geprägt waren. War ihm das überhaupt bewusst? So wie in diesem Moment hatte ich ihn noch nie erlebt. So verzweifelt, so hilflos, so zerbrochen und kaputt. Zusätzlich strich ich ihm nun noch tröstend über seinen Rücken und versuchte ihn noch fester zu drücken.

Dann fing mein ganzer Körper an zu beben weil ich mich nicht mehr unter Kontrolle hatte. Schon längst war ich nicht mehr in der Lage die Trauer wieder einzufangen und zu verschließen , in diese Kammer tief in mir. All meine Tore waren offen und der Schmerz , die Trauer und die Scham strömten nur so aus mir heraus. Ich hielt mich wie ein Ertrinkender an ihr fest , als hätte ich Angst ohne sie ins Nichts zu stürzen.

Gerade stürzte er in einen tiefen Abgrund und ich wollte einfach nur für ihn da sein. Klar hielt er mich hier fest, aber im Moment war das bedeutungslos geworden. Er war komplett am Ende und was wäre ich für ein eiskaltes Miststück, wenn ich ihn nun noch weiter fertig machen würde? Wir waren mal zusammen gewesen, wir hatten eine Menge miteinander geteilt und ich konnte einfach nicht anders, als ihn genau so festzuhalten, wie er mich festhielt. Er konnte sich an mir zurück ans rettende Ufer ziehen. Nach einiger Zeit löste ich mich jedoch etwas von ihm. Anstatt über seinen Rücken zu streichen, hielt ich nun mit beiden Händen sein Gesicht fest und schaute ihm direkt in seine mit Tränen gefüllten Augen. Ich versuchte ihm aufmunternd zuzulächeln und ließ meine Hände fest an seinem Gesicht kleben.

Ihr Lächeln erreichte mich kurz bevor ich am Boden der Hölle landete und ich sog ihr Strahlen in mich auf. Sie hielt mich fest und ließ mich nicht gehen. Der Weg zurück war nicht einfach und es dauerte lange , bis ich schlußendlich blinzelte und sie wirklich erkannte. "Caroline ?" fragte ich sie schwach. Mein ganzer Körper schmerzte und ich hatte keine Ahnung was gerade mit mir passiert war. So etwas hatte ich nur durchgemacht , als ich damals den Jägerfluch auf mich gezogen hatte.

Insgeheim wünschte ich mir gerade nichts mehr, als dass er wieder zurück finden würde. Zurück zu mir. Er sollte nicht noch tiefer fallen. Deshalb durfte er sich auch so fest an mich klammern, wie er wollte, sodass ich ihn wieder zurückziehen konnte. Seine Rettung dauerte ziemlich lange. Doch letzten Endes geschah das, was ich mir augenblicklich herbei gesehnt hatte. Er sprach meinen Namen aus. Er erkannte mich und ich hörte nicht auf zu lächeln. "Ja." kam es erst nur ganz leise aus meinem Mund.  "Ja, ich ich bin es." betonte ich dann etwas lauter und schaute ihm dabei immer noch direkt in seine Augen, wobei ich auch nach wie vor sein Gesicht mit meinen Händen festhielt.

"Gott sei Dank." sprach ich leise und sichtlich erleichtert aus. Erst jetzt registrierte ich , wo ich mich befand, das sie vor mir kniete und mein Gesicht in ihren Händen hielt. " Ich weiß nicht , ich fühle mich nicht so gut ." ich fragte mich was da gerade los gewesen war. In ihren Augen lag echte Sorge um mich , ihre Hände waren zärtlich und fürsorglich. Niemand außer SIE hatte mich je so zärtlich berührt.

Na endlich war er von seinem Horrortrip zurückgekehrt. Jetzt konnte ich auch von ihm ablassen und nahm somit meine Hände von seinem Gesicht.  "Du siehst auch nicht gut aus. Und das sage ich mit all meiner Feinfühligkeit. Vielleicht solltest du dich etwas ausruhen." schlug ich vor und war dann dazu bereit, ihm hoch zu helfen. "Komm, ich bring dich ins Bett." Gleich nachdem ich diese Worte ausgesprochen hatte, dachte ich mir, wie komisch sich das anhörte, ihn den Oberhybriden ins Bett bringen zu müssen, weil er so fertig war. Doch im Moment wäre es tatsächlich das Beste.

Ohne mich ihr zu wiedersetzen , leiß ich mir aufhelfen und mich von ihr zu meinem Bett führen. ortlegte ich mich gehorsam nieder und fasste nach ihrer Hand. "Bleib bei mir , lass mich nicht allein ........Bitte ." sagte ich leise und schloss meine Augen.