Parkbank 1

Ich seufzte leise, während ich durch den Park lief. Eigentlich hatte ich zu Hause alles erledigt. Ich hatte meine Umzugskisten ausgepackt und vieles schon eingeräumt. Und ich hatte sogar schon mit meiner Hausarbeit für das Fernstudium in Biologie angefangen. Dreimal dürft ihr raten, wovon sie handelte: Genau, Wölfe. Also normale Wölfe, keine Werwölfe oder sowas. Ich glaube, für die Uni wäre das dann ZU abgedreht gewesen. Die Menschen konnte man einfach nicht mit sowas konfrontieren. Klar, biologisch gesehen, ich war selbst noch ein Mensch, doch bei mir konnte sich das jederzeit ändern. Das wollte ich auf keinen Fall, weil ich ja schwanger war und naja, nach der Geburt konnte ich das auch nicht unbedingt gebrauchen. Und so gingen meine Gedankengänge eine Weile und waren mit dem Pro und Kontra dieser Schwangerschaft beschäftigt. Gut, dass man mir noch nicht ansah, dass ich schwanger war. Ich hatte nur einen ganz kleinen Bauch bekommen, der kaum auffiel, doch in den nächsten Monaten würde sich das sicher noch gehörig ändern. Ich musste grinsen bei der Vorstellung, wie ich alsbald eine kleine Kugel vor mir hertragen würde.
Dann ließ ich mich auf einer Parkbank nieder und nahm ein Buch aus meiner Umhängetasche, welches ich für meine Hausarbeit benötigte. Es war auf Spanisch geschrieben, doch mich störte das ja nicht groß, immerhin war Spanisch neben Englisch meine Muttersprache. Denn Kolumbien war jahrelang spanische Kolonie gewesen. natürlich weit vor meiner Zeit, doch wie alles hatte auch die Kolonialzeit ihre Spuren hinterlassen. Wir hatten ein spanisches Staatsoberhaupt und die Amtssprache war ebenfalls Spanisch und so war ich zweisprachig aufgewachsen. Ich würde hier wahrscheinlich nicht viel Spanisch sprechen können, weswegen ich viele meiner spanischen Bücher mitgenommen hatte. Ich las ziemlich konzentriert, nicht mal jetzt konnte ich die Hausarbeit vergessen.