Sitzecke

"Aber glaubst du denn wirklich das wir beide nach allem was wir zusammen erlebt haben , NUR Freunde sein können ? " fragte ich sie. Ich meine ich würde es versuchen, aber ob ich es auch schaffen würde , war da eine ganz andere Frage.

"Ganz ehrlich, nein, das glaube ich nicht. Wir werden niemals bloß normale Freunde sein." Das war ausgeschlossen. Dafür war unsere Verbindung viel zu tief und viel zu stark. Aber was sollten wir sonst sein? Ich seufzte und blickte auf den Tisch. "Ich würde wirklich gerne mit dir zu dir nach Hause fahren und mir mit dir einen Film ansehen, aber es geht vielleicht wirklich nicht. Ich will nicht, dass dir deswegen noch etwas passiert, falls Klaus es herausbekommt." Das war mein Ernst. Um ihn zu schützen, würde ich meine eigenen Wünsche wohl einfach hinten anstellen müssen.

Ich nickte ihr langsam zu. Dann senkte ich meinen Blick auf die Tischplatte und meine Hand schloss sich fest um mein Glas. "Ich hoffe das wir beide es irgendwann schaffen ganz normal miteinander umzugehen." flüsterte ich leise.

Leicht fiel es mir nicht auf einen DVD-Abend mit ihm zu verzichten. Aber ich würde seine Sicherheit für nichts auf der Welt aufs Spiel setzen. "Das hoffe ich auch." antwortete ich mit leiser Stimme. Denn so wie es im Augenblick war, war es überhaupt nicht annehmbar. Das war kein Zustand auf Dauer. Vor allem da es uns beide irgendwie unglücklich machte. "Und ich bin mir ganz sicher, dass wir es schaffen werden." fügte ich dann noch hinzu und wollte dabei so überzeugend wie nur möglich rüberkommen. Ganz so sicher, wie es vielleicht den Anschein machte, war ich mir da aber leider nicht. Kurz dachte ich an die Zeit zurück, in der wir noch glücklich waren und in der Klaus noch keine Rolle in meinem Leben gespielt hatte. Doch so würde es niemals mehr wieder sein.

Wir beide waren in unseren trüben Gedanken gefangen und es tat sehr weh den Schmerz in ihren Augen zu sehen. Wieder stellte ich mir die Frage, ob es nicht besser gewesen wäre diese Bindung zu Klaus einfach zu akzeptieren. Aber jetzt war es zu spät und ich konnte es nicht ungeschehen machen.
"Wenn du noch ein Paar ´Minuten Zeit hast , erzähl mir wie das mit Elena passiert ist und was sie jetzt vor hat ?" wechselte ich das Thema.

"Klar habe ich noch Zeit!" sagte ich sofort zu ihm, ohne richtig darüber nachzudenken. Dass es vielleicht besser wäre, mich endlich bei Klaus zu melden, oder zu ihm zurück zu gehen, hatte ich in diesem Moment irgendwie total verdrängt. "Naja, Katherine hat sie entführt, dann ist sie mit dem Auto, in dem Elena auch saß über die Wickery Bridge gestürzt und so ist sie mit Vampirblut in ihrem Organismus gestorben.Und jetzt bleibt ihr wohl nichts mehr anderes übrig, als auf dieses Heilmittel zu hoffen." erklärte ich ihm. Dabei fragte ich mich erneut selbst, ob ich es nehmen würde, wenn sowas denn tatsächlich existierte. Wollte ich wieder die werden, die ich früher war? Eigentlich nicht.

"Heilmittel, woher wisst ihr das es so etwas wirklich gibt ?" ich war echt nicht so überzeugt das es so ein Wundermittel gab.

"Bonnie ist darauf gekommen. Und ich weiß auch nicht, ob das bloß ein Märchen ist, oder ob es tatsächlich so etwas gibt. Aber wenn schon, dann könnte es jeder nehmen, der es nehmen will. Es wäre für jeden ein Lichtblick, der mit dem Vampir Dasein absolut nicht zurecht kommt." erklärte ich ihm und trank dabei den letzten Schluck von meinem Cappuccino.

"Also gibt es für dich eine Heilung ?" flüsterte ich. Für MICH gab es so etwas nicht. "Willst du es nehmen ?" fragte ich sie , oder suchten es alle nur für Elena ?

"Was ich will, spielt keine Rolle. Elena ist oberste Priorität für jeden." antwortete ich ihm darauf und sah dann etwas betrübt auf den Tisch. Ja, Elena brauchte dieses Heilmittel. Ich wollte es ja sowieso nicht, wenn ich ganz, ganz ehrlich war. Oder etwa doch? Nein, das Mädchen, das ich früher war, wollte ich nicht mehr sein.

Ich sah sie irritiert an. "Was sagst du denn da ? Natürlich spielt es eine Rolle was DU willst. Ich finde wenn du es nehmen möchtest , dann solltest du es auch tun. Warum sollte nur Elena es können ?" fragte ich sie.

Und da war ja das Problem, ich wusste nicht mal, ob ich es nehmen wollte. Aber wieso sollte ich mir jetzt schon den Kopf darüber zerbrechen? Es war ja noch nicht mal wirklich sicher, ob es so etwas überhaupt gab. Außerdem könnte es ja wirklich nicht nur Elena nehmen, sondern jeder andere auch. Aber dennoch konnte ich es mir einfach noch nicht richtig beantworten, ob ich es wollte. Vor allem war es für andere sehr viel wichtiger.  "Nein, Tyler, im Moment spielt es keine Rolle. Ich bin jetzt erstmal nicht so wichtig."

Sie war einfach nur lieb und machte sich um andere mehr Sorgen als um sich selbst. Doch ich konnte mich auch noch an die alte Caroline erinnern. Als Mensch war sie nicht so nett gewesen. Da war sie eher selbstsüchtig und egoistisch durchs Leben gegangen. Sie hatte sich durch die Verwandlung sehr zum positiven entwickelt.
"Du bist halt eine sehr gute Freundin und stellst das Wohlergehen deiner Freundin über dein eigenes. DAS ist sehr lobenswert Caroline."

Tyler's Worte zauberten mir ein  Lächeln ins Gesicht. Fast hätte ich nach seiner Hand gegriffen, doch ich konnte mich gerade noch selbst davon abhalten, bevor ich seine Hand berühren konnte. "Findest du? Aber es ist doch so. Andere haben das Heilmittel nötiger, als ich. Ich meine, ich komme schon irgendwie klar." Ich kam wirklich damit klar, aber Elena nicht. Und dass sie wieder das Leben führen konnte, was sie wollte, war mir wirklich sehr wichtig. Schließlich war sie als Vampir nicht gerade das, was man glücklich nannte. Und es tat mir weh, wenn ich sie so unglücklich sehen musste. Und was mich betraf, ich hatte insgeheim wahrscheinlich zu viel Angst wieder das Mädchen zu werden, das ich früher gewesen war.

Sie sah das zucken ihrer Hand in die Richtung meiner. Aber sie näherte sich mir nicht was bestimmt besser war, denn wenn wir uns berührten konnte da schnell mehr raus werden.

Nachdem mir bewusst geworden war, was ich da eben beinahe getan hätte, schaute ich etwas beschämt zur Seite. Zu gerne hätte ich ihn berührt, seine Hand in meiner gespürt, doch es wäre klüger, wenn ich das lassen würde. Nur wollte ich jetzt in diesem Augenblick klug sein?

Ich musste klug sein , mich zusammenreißen und meinen Wünschen durfte ich nicht nachgeben.
So gerne ich es auch tun würde, am liebsten hätte ich sie einfach an mich gedrückt und sie geküsst bis uns beiden
schwindelig würde. Doch ich blieb einfach auf meinem Stuhl sitzen und schaute weiterhin auf ihre Hand.

Meinen Kopf hatte ich nach wie vor zur Seite geneigt. Ich konnte gerade nicht zu ihm blicken, denn wenn ich ihm in die Augen sehen würde, wäre ich wohl verloren. Zu gerne hätte ich nun irgendetwas gesagt, um diese Stille zu beenden und um nicht mehr die ganze Zeit an etwas denken zu müssen, was tabu war. Aber es kam kein einziges Wort aus meinem Mund. Ich musste mich echt zusammenreißen. Doch wie lange würde ich mich noch beherrschen können?

"Das Schweigen wird langsam ziemlich laut , findest du nicht ?" fragte ich sie mit einem schiefen Lächeln.
"Wir sollten gehen, am besten DU zu Klaus und ICH zu meiner Mom. Ich nehme mal an das sie mittlerweile schon weiß das ich wieder in der Stadt bin."

"Was?" meinte ich etwas abwesend und schaute dann doch wieder zu ihm. "Sorry, ich war in Gedanken." rechtfertigte ich mich und lächelte leicht. "Klaus?" Ihn hatte ich ganz vergessen. "Ja, ich sollte wohl wirklich zu ihm, bevor er mich noch sucht. Und du zu deiner Mom, sie freut sich sicher dich wiederzusehen." Langsam stand ich nun auf. Dabei waren meine Augen aber immer noch auf Tyler gerichtet.

Sie stimmt mir zu und ich erhob mich ebenfalls. "Ich wünsche dir viel Glück mit Klaus ." murmelte ich leise und zahlte dann unsere Rechnung.

Hatte ich da eben richtig gehört? Er wünschte mir mit Klaus viel Glück? Etwas überrascht sah ich ihn an, jedoch beschloss ich nichts darauf zu sagen, was vermutlich besser so war. "Es ist schön, dass du wieder da bist." sagte ich dann ganz ehrlich. "Und wir werden uns sicher bald wieder sehen, also sofern du das möchtest."

Wollte ich das ? Sicher wollte ich und ich nickte ihr zu.
Ich hatte nicht vor sie aufzugeben und ich erhoffte mir immer noch das sie sich doch noch eines besseren besinnen würde und sich von diesem Monstrum trennte. Er hatte sie auf jedenfall verhext oder amnipuliert , ich konnte es anders nicht akzeptieren.

Dass er nickte, war Bestätigung genug für mich, dass er mich wiedersehen wollte. "Gut." erwiderte ich überglücklich. "Also du kannst dich jederzeit bei mir melden. Ein Anruf oder eine SMS genügt." Er sollte wissen, dass ich immer für ihn da wäre, wenn er mich brauchte.

"Das gleiche gilt auch bei mir . Ein Anruf genügt und ich komme sofort zu dir." versicherte ich ihr mit einem Lächeln.